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Du bist leider etwas zu früh auf uns neugierig geworden, aber demnächst kommt hier sicherlich noch mehr ...

...wie zum Beispiel ...

Inges Rundbrief vom 17.06.2007

Hallo, ihr Lieben!

Die Tage sind voll und die Zeit vergeht wie im Fluge. Damit ich bei all den vielen Ereignissen nicht den Überblick verliere, schreibe ich diesen Rundbrief mal wieder ein bisschen im Tagebuchformat und notiere mir die Ereignisse nach und nach in der Reihenfolge, wie sie passieren.

Januar – Februar – März

Fritz war im Januar phasenweise wie auf einem anderen Planeten. Hier in Nairobi fand das "Welt Sozial Forum" statt, anlässlich dessen auch die FES – sowohl das hiesige Büro als auch Vertretungen anderer Länder - so einige Veranstaltungen anbot. Ziemlich viel Arbeit und Improvisationsvermögen im großen Chaos waren da von Fritz gefordert.
Gleich anschließend kam für eine gute Woche seine Referentin aus dem Mutterhaus in Deutschland zur "Kontrollreise".
Ende Februar kehrte aber endlich bei ihm im Office wieder so etwas wie Alltag ein. Nur die ganzen Abrechnungen aus der heißen Phase waren noch zu prüfen und nach Deutschland zu schicken.
Inzwischen ging das politisches Chaos in Kenia munter weiter. Das Land befindet wich bereits mitten im Vorwahlkampf und sowohl auf als auch hinter der Bühne sind Intrigenspiele im Gange. Dabei wird die Wahl wahrscheinlich erst gegen Ende des Jahres stattfinden.

Zwischendrin waren Meiki und ihre Familie Ende Januar für kurze 10 Tage zu Besuch in Nairobi. Henrys Mutter geht es gesundheitlich nicht gut – Krebs (... und in den letzten ca. vier Wochen hat sich ihr Zustand deutlich verschlechtert ... es wird wohl nicht mehr lange dauern ...)#
Trotzdem haben wir die Zeit auch genutzt, um mit Meiki, Henry und deren Kids soviel Zeit wie möglich zu verbringen.

Kevin und Lisa hatten von der Schule aus das übliche Programm mit Hockeyspielen und Wettschwimmen gegen andere Schulen – vorzugsweise am anderen Ende der Stadt. Die achte Klasse gab ihr Tea Time Concert, und Kevins Lehrer baten zum Parent Teacher Meeting (Elternabend).

Nebenbei haben beide Kids auch wieder an Schwimmereien der NASA teilgenommen. Mit Kevin habe ich zwei Wochenenden bei der A Level und AA Level Gala am Pool der Aga Khan High School verbracht. Lisa war bei der AAA Gala und einem Long Course (50m Pool) Meeting draußen in Kasarani dabei.
Endlich geht sie wieder regelmäßig und ohne zu jammern zum Training, weil seit Ende letzten Jahres zwei ihrer Freundinnen aus der Schule mitkommen.
Quasi als Belohnung für ihre Mühen ist Lisa eingeladen worden, Ende März für Nairobi in Südafrika zu schwimmen. Dort gibt es ähnliche Wettbewerbe auf verschiedenen Levels, und die Qualifikationszeiten für das unterste Level dort sind vergleichbar mit dem AAA Level hier.
Weil wir nicht ganz so sicher sind, wie gut die NASA Offiziellen im Organisieren sind, haben mehrere Mütter der eingeladenen Kinder beschlossen, ebenfalls mit zu reisen – zum Anfeuern und zum Helfen im Notfall. Wir alle freuen uns schon mächtig auf den Trip.

Ich fühle mich zur Zeit ehrlich gesagt ziemlich urlaubsreif. Anfang Februar war Margaret bei sich zu Hause dumm gestürzt und hat sich ein Knie bös verletzt (Mutti lässt grüßen ...). Knapp fünf Wochen konnte / durfte sie nicht arbeiten! Zwischendrin haben wir zwar eine Ersatzkraft besorgt, die jeden Tag ein paar Stunden kam, aber ziemlich viel blieb doch an mir hängen. Zusätzlich war dann auch noch Aggrey, der Gärtner, mehrere Tage krank, der Rasenmäher ging kaputt und die Waschmaschine gab ihren Geist auf.

Nachdem geklärt war, dass es sich nicht lohnte, die Waschmaschine noch einmal zu reparieren, gelang es uns immerhin, Sonntagmorgens (!!!) eine neue zu kaufen und noch am gleichen Tag mittags geliefert zu bekommen. Bis zum Abend hatte ich das Gebirge dreckiger Wäsche schon auf einen kleinen Hügel reduziert. Das muss uns in Deutschland erst einmal jemand nachmachen ...

Die Wochen ohne Margaret waren doch recht anstrengend. Nun wissen wir erst wieder richtig zu schätzen, welch große Hilfe sie ist!
Klar, in Deutschland müsste ich auch alles mehr oder weniger alleine machen. Doch dort hätten wir nicht so einen Riesenpalast mit 7 Klos (das am Pool mitgezählt ...), die Kids hätten nicht jeder ein eigenes Badezimmer, ..., und der Wind würde nicht ständig die Haare von zwei Hunden durch die Ritzen pusten.
Nun ja, genug gejammert. Nachdem Margaret endlich wieder im Dienst war, hatte ich gedacht, dass von nun an wieder alles glatt gehen würde.

Leider ging dann doch noch wieder etwas schief. Nachdem ich neulich schon einmal durch eigene Unwissenheit meine sämtlichen Outlook Profile in die Eingeweide des PCs verbannt hatte, konnte mir Vincent, unser Experte in Computerfragen, relativ problemlos helfen.
Aber dieses Mal muss sich irgendetwas ganz Gemeines durch unseren Virenschutz in meine E-Mail-In-box geschlichen haben, das all die schönen Outlook Verknüpfungen, die mein Bruder für mich erstellt hatte, vernichtet hat.
Wiederum haben wir Vincent zu Hilfe gerufen, und irgendwie haben wir fast alle wichtigen Einstellungen wieder herrichten können. Aber bis es soweit war, verging doch einige Zeit, und es war schon etwas beunruhigend zu erkennen, wie abhängig ich in mancher Hinsicht heutzutage vom Funktionieren meines Computers bin.

In der Zwischenzeit erhöhte sich an der Schule gegen Termende die Schlagzahl der Aktivitäten. Die Schüler der achten Klassen schrieben zum zweiten Mal Übungsexamen und standen entsprechend unter Druck. Die Ergebnisse waren erneut ernüchternd und unsere Zweifel am System – Abschlussexamen an der Primary School zu schreiben, die theoretisch Einfluss auf den Zugang zu weiterführenden Schulen haben – wuchsen. Zum einen reduziert die Konzentration auf diese Examen den Unterricht auf ödes Wiederholen all dessen, was von Klasse 6 an schon mal dran war. Zum anderen haben die meisten Schüler/Eltern zu diesem Zeitpunkt schon längst die Entscheidung getroffen, welche Schule sie nächstes Jahr besuchen werden. Mehrere Kinder haben sich sogar schon erfolgreich um Stipendien an verschiedenen Instituten im Inland oder im Ausland (beliebt sind England und Südafrika) beworben.

Lisa hatte Ende Januar an einem Bewerbungsverfahren für ein Stipendium an einer der Secondary Schools hier in Nairobi teilgenommen. Nach drei langen Wochen des Wartens mit zum Schluss schon fast komischer Verzögerung der Übergabe der Ergebnisse an unsere Schule – (der Mopedkurier, der die Briefe persönlich bei mehreren über die Stadt verteilten Schulen abliefern sollte, war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ... verschollen ...) – kam dann die erfreuliche Nachricht: Lisa hat ein "Allrounder Stipendium" bekommen! Darauf kann sie wirklich stolz sein. Außerdem ist es für uns (bzw. den Arbeitgeber ...) mit einer Reduzierung der Schulgebühren verbunden.

Während an der Schule weiterhin Elterngespräche, Konzerte, Aufführungen, Hockeyturniere und das bedeutendste Wettschwimmen der internationalen Schulen Kenias stattfanden, hatte ich Mitte März alle Hände voll zu tun, gleich drei Trips parallel vorzubereiten: Vom 26.03.-02.04.07 waren Lisa und ich in Durban, Südafrika ...
gleich anschließend wollten wir vom 03.04. bis zum 05. oder 06. 04 auf einen kurzen Campingtrip gehen – Fritz war urlaubsreif und musste dringend aus dem Alltagsstress raus ... .
Und am 07.04.07 stand der Abflug für Kevin zum Skitrip (wie damals in Uganda von der Schule organisiert) im Kalender.

Hinsichtlich Kevins Ausrüstung zum Skilaufen hatten wir großes Glück. Freunde von uns holten ihren Sohn hier in Nairobi vom Flughafen ab. Er war mit ugandischen Freunden bereits Anfang März zum Skilaufen unterwegs gewesen. Freundlicherweise drückte uns die Mutter quasi die dreckige Wäsche ihres Sohnes in die Hand. Einiges darf Kevin sogar behalten, den Rest müssen wir irgendwann, irgendwie nach Daressalam zurück übergeben. Klingt nach einer guten Gelegenheit für eine Safari ...

Die Vorbereitungen für eine Camping Tour sind mittlerweile schon Routine. Sowohl Fritz als auch ich haben unsere ausgefeilten Checklisten für unseren jeweiligen Verantwortungsbereich. Trotzdem ist es doch ein bisschen Aufwand, die Küchen- und die Fresskiste zusammen zu stellen. Aber bis auf frisches Obst und Gemüse war auch für diesen Trip alles fertig vorbereitet, als Lisa und ich uns auf den Weg nach Südafrika machten – Lisa verpasste dadurch "leider" die letzte Woche an der Schule.

Ich mag hier nicht weiter auf die Details eingehen, aber die Organisation des Schwimmtrips war ein ziemliches Desaster. Das ging bereits vor dem Abflug los – der Offizielle mit den Flugtickets erschien nicht rechtzeitig am Flughafen ... man ließ unsere große Truppe dann aber freundlicherweise ohne einchecken ... zum Glück stecken die Daten ja auch im Computer ...
Na ja, wie schon oben erwähnt, es waren ein paar Mütter dabei. Gemeinsam haben wir dann geholfen, so gut es ging.
Zum Glück waren zahlreiche Kids bei der Sache, um die es eigentlich ging, dann aber sehr erfolgreich. Unser Team hat sogar mehrere Medaillen gewonnen.
Lisa ist in 6 Events geschwommen. Zwei davon waren lediglich zum Erfahrung sammeln. In allen vier anderen Rennen erreichte sie das Finale, belegte darin zweimal den fünften Platz und gewann eine Bronzemedaille. Und das bei knapp 100 Teilnehmerinnen in ihrer Altersgruppe!

Insgesamt belegte das Nairobi Team am Ende den 6. Platz in der Gesamtwertung von immerhin 104 teilnehmenden Teams. Darauf können die Kids wirklich stolz sein!

Leider führten die organisatorischen "Herausforderungen" dazu, dass die ganze Truppe ziemlich übermüdet und Lisa und ich auch noch mit einer kräftigen Erkältung wieder zu Hause eintrafen.
Es tat mir soo leid für Fritz, aber er hatte schon ein paar Tage zuvor mitbekommen, wie anstrengend der Trip für uns war und hatte angeboten, auf die Campingtour zu verzichten. Puh, Lisa und ich waren echt erleichtert, dass wir nicht gleich am nächsten Tag wieder los mussten!

Ach ja, zum Abschluss des Terms gab es an der Schule wie üblich eine Awards Assembly, in der verschiedene Auszeichnungen vergeben wurden. Kevin hat dabei prima abgeschnitten, bekam wieder Effort und Achievement Awards und war sogar bei der Wahl zum "Sportsboy of the Term" in der Endauswahl. Er wurde immerhin namentlich erwähnt, auch wenn am Ende sein Freund Gilles den Preis bekam.
Lisa wurde in Abwesenheit mit Ehrungen ebenfalls nur so überschüttet. Auszeichnungen für Hockey und Schwimmen, "Sportsgirl of the Term" und sowohl die Urkunde für Effort als auch für Achievement! Mit letzterer hatte sie wirklich nicht gerechnet, nach all dem Kummer über die durchwachsenen Test-Examensergebnisse.
Dass zu guter Letzt auch noch die Term Zeugnisse für beide Kids exzellent ausgefallen sind, mag ich kaum noch erwähnen.

April – Mai

Fritz hatte trotz der abgesagten Campingtour einige Tage frei genommen, und wir haben ein ziemlich faules Osterfest zu Hause verbracht. Zwischendrin ging allerdings Kevin auf die große Reise – zum ersten Mal so lange fort (insgesamt 11 Tage), und dann auch gleich so weit ... Wer wohl wen mehr vermisste: er die Familie oder ich ihn?
Na ja, als er wieder da war, meinte er, dass er viel zu busy war, um Heimweh zu haben. Außer Ski laufen haben die Kids auch sonst viel unternommen und erlebt.

Lisa und ich hatten in der Zwischenzeit versucht, ihre Lernerei für die "echten" Examen im Juni so gut wie möglich voran zu treiben. Dabei bestätigte sich allerdings wieder mal, dass wir leider zwei sehr ähnliche Dickköpfe sind. Ziemlich viel Zeit ging mit emotionalen Eruptionen ausgelöst durch unsere verschiedenen Herangehensweisen an die Aufgabe verloren (z.B. Stichworte auswendig lernen versus Zusammenhänge verstehen ...). Es dauerte ein Weilchen, bis wir uns entsprechend zusammengerauft hatten, beide mehr Verständnis für den anderen aufbrachten und produktiv voran kamen.

Fritz wurde gleich nach Ostern mit der schwersten Herausforderung in seiner langen Zeit bei der FES konfrontiert. In der Folge musste er beiden Fahrern wegen Betrugs fristlos kündigen. Sowohl die gesamte Belegschaft im Office als auch wir hier zu Hause waren geschockt und menschlich tief enttäuscht.

Endlich hatte im April die Regenzeit mit Macht eingesetzt und führte zu langandauernden Stromausfällen – verursacht durch umgestürzte Strommasten, voll gelaufene Transformatoren, abgerissene Leitungen durch draufgefallene Bäume ... Wie gut, dass wir unseren Generator haben, dachten wir. Zu blöd nur, dass der morgens um kurz nach 6 und bei strömendem Regen nicht anspringen wollte ...

Zum Glück bedeutet "Regenzeit" hier in der Regel aber nicht ununterbrochenen Dauerregen, auch wenn einem das nach drei Tagen heftiger Regenfälle manchmal so vorkommt. Häufig ändert sich das Wetter im Laufe des Tages von trübe und regnerisch zu heiter bis wolkig mit wenigstens ein paar Stunden Sonnenschein.
Der Feiertag zum ersten Mai war einer dieser Tage. Wir verbrachten ihn überwiegend faul und gemütlich zu Hause (wieso musste Fritz eigentlich nicht zu irgendeiner 1.Mai Kundgebung der Gewerkschaften oder ähnlichem ...?). Lisa hatte ich morgens erst zum Reiten und dann zum Schwimmtraining gebracht. Nachmittags habe ich dann ein Schläfchen auf der Terrasse gehalten ...

Und dann wurden wir ganz plötzlich aus unserer friedlichen Scheinwelt gerissen. Draußen vor unserem Tor wurden der Shamba Boy vom Nachbargrundstück und der Gärtner von gegenüber verhaftet und abtransportiert, obwohl Ezekiel, unser Wächter, den Polizisten versicherte, dass beide hier in der Nachbarschaft wohnen und arbeiten!
Statt seine übliche Jogging Runde mit Hund zu laufen, hat sich Fritz dann ins Auto gesetzt und ist zur Polizeistation gefahren, zu der die Aufgegriffenen gebracht worden waren. Nach einigem Hin und Her und nicht immer ganz freundlichen Diskussionen, durften die zwei Festgenommenen endlich gehen. Die Polizei hatte absolut nichts gegen sie vorzuweisen.
Der Hintergrund der Aktion war, dass in der letzten Zeit in unserer eigentlich als sehr sicher geltenden Wohnsiedlung einige kriminelle Vorfälle zu beklagen waren. Und angeblich war in der Nacht zuvor in ein Haus eingebrochen worden. Ein Wächter hatte wohl mit den Dieben gemeinsame Sache gemacht. Daraufhin wollte die Polizei ihre Stärke demonstrieren und ist kreuz und quer durch die Straßen gefahren und hat alle Personen eingesammelt, die ihnen irgendwie verdächtig vorkamen – so auch die zwei Jungs von nebenan, die vor unserem Tor ein Schwätzchen gehalten hatten.

Wer weiß, wie lange die zwei festgehalten worden wären, hätte sich Fritz nicht für sie eingesetzt. Und all die anderen, die ebenfalls verhaftet worden waren? Wie ist es ihnen wohl ergangen? Recht und Gesetz, Menschenrechte sind hier in Kenia leider ziemlich dehnbare Instrumente.

Dummerweise konnte sich Lisa auf den letzten Schwimmwettbewerb der Saison (Ende Mai) nicht so intensiv vorbereiten, wie sie sich das nach ihrem erfolgreichen Südafrika Erlebnis eigentlich vorgenommen hatte. Nachdem Ende April die Ferien zuende waren, fand sie kaum noch Zeit zum Training. Zusätzlich bewarb sie sich auch noch erfolgreich für eine der Hauptrollen im Musical, das am Ende des Schuljahres aufgeführt werden soll. Am schlimmsten war aber dann die fiebrige Erkältung, mit der sie sich für eine gute Woche abquälte, ohne wirklich eine Pause einzulegen. Sie "musste" einfach zu den Auditions für ihre Rolle und den ersten Proben! Sie konnte ihre Mannschaft in den ersten Netball Spielen der Saison einfach nicht im Stich lassen!... Pubertierende Teenager und ihre Prioritäten ...

Kevin war in der Schule während des zweiten Terms leider nicht mehr ganz so glücklich und unbeschwert wie gewohnt. Die so unzertrennbar scheinenden "3 Musketiere" sind leider doch wieder in eine Zweiergruppe plus Kevin zerfallen. Eine Zeitlang war Kevin ziemlich geknickt deswegen. Zum Glück hat er aber eingesehen, dass er auch noch andere Freunde hat. Speziell während des Skitrips hat er sich mit ein paar Jungs besser angefreundet und ist anschließend auch schon zu mehreren Geburtstagsparties von Jungs eingeladen worden, bei denen er früher nie war.

Und seit Beginn des dritten Terms ist eh alles wieder leichter, denn da stehen Kevins Lieblingssportarten auf dem Programm: Fußball und Rugby. Kevin ist sogar Kapitän der Rugbymannschaft! In den bisherigen Spielen haben sich die Jungs in beiden Sportarten bislang prima geschlagen.

Juni

Inzwischen ist es schon Mitte Juni und bis zu unserem Abflug in den Heimaturlaub sind es nur noch vier Wochen!
An der Schule scheint für Lisa und Kevin das Wesentliche gelaufen zu sein. Die Examensarbeiten, sowohl die Abschlussarbeiten (Lisa) als auch die alljährlichen (Kevin) sind geschrieben und abgehakt. Wann wir die Ergebnisse bekommen werden, wissen wir nicht. Aber ehrlich gesagt, interessiert das im Moment niemanden. Viel wichtiger sind die verbleibenden Sportereignisse – großes Rugby Turnier der Jungs, genauso großes Netball Turnier der Mädels, die Proben für die Aufführung des Musicals am Schuljahresende und natürlich das soziale Programm. Für die Abschlussklasse heißt das vor allem Ausflüge zu einem Waisenheim, Teilnahme an einer Baumpflanzaktion, die letzte gemeinsame Klassenreise und natürlich Parties und Fun!

Ansonsten gibt es aus Nairobi fast nur noch Trauriges zu berichten. Ende Mai sah plötzlich die Straße außerhalb des Village Market (dem großen, attraktiven Einkaufszentrum in unserer Nähe) aus wie nach einem Bombenangriff. Über Nacht waren all die kleinen Geschäfte, Reparaturwerkstätten, Buden von Andenkenverkäufern, Möbelbauern und Schnitzern mit Bulldozern platt gemacht worden. Angeblich hatte die Stadtverwaltung den Leuten eine Vorwarnung gegeben und sie zur Räumung aufgefordert. Aber wie üblich hat sich niemand daran gehalten. Man wollte die Drohung nicht ernst nehmen oder hatte keine Ahnung, was man tun sollte/konnte.
Offizielle Begründung für die Aktion war der Vorwurf, dass sich in dem regen Treiben kriminelle Elemente verstecken würden.
Nun sieht der Straßenabschnitt ziemlich kahl und trostlos aus. Es liegt nur noch Müll herum.

Seit einiger Zeit gab es bereits Unruhe im öffentlichen Transportwesen. Die Betreiber der "Matatus", Minibusse, beschwerten sich, dass ihnen in letzter Zeit wieder zunehmend höhere Schutzgelder abgepresst würden und dass eine illegale Organisation (die sogenannte "Mungiki Sekte"), die hinter dem Ganzen steckt, wieder so mächtig und dreist sei wie vor einigen Jahren. Damals hatte die neu an die Regierung gekommene Narc Koalition (Regenbogen Koalition) sich unter anderem vorgenommen, nicht nur die erschreckend hohen Unfallzahlen im Straßenverkehr zu reduzieren sondern auch die kriminellen Machenschaften im Transportsektor auszurotten. Eine Zeitlang sah es so aus, als wären die eingeführten Regeln und deren Überwachung erfolgreich. Doch allmählich haben sich wohl die alten Untugenden wieder in den Alltag eingeschlichen.
So richtig verstehe ich die Zusammenhänge und Verwicklungen nicht. Ob das überhaupt jemand tut? Auf jeden Fall eskalierten die Dinge: Die Matatu Besatzungen streikten, die Organisation versuchte durch Ermordung von Busfahrern und Begleitern Angst und Schrecken zu verbreiten und ihre Machtstellung zu behaupten, und mehrere Polizisten kamen beim Versuch, Ruhe und Ordnung herzustellen, ums Leben. Daraufhin schlug die Polizei blindwütig zurück. Bei Razzien in einem der größten Slums der Stadt wurden nicht nur Hunderte von Menschen verhaftet, es wurden im Chaos der Hetzjagd auch über dreißig Menschen erschossen.
Diese Art der Eskalation hat irgendwie alle geschockt. Zur Zeit herrscht zumindest äußerlich wieder Ruhe. Aber eine Lösung für das Problem "Mungiki", das nicht nur im Transportwesen eine Rolle spielt, ist nicht in Sicht. Sehr wahrscheinlich haben halt auch hochrangige Politiker und Geschäftsleute etwas mit den illegalen Machenschaften zu tun.

Länger anhaltende Regenfälle offenbaren immer wieder einmal Pfusch am Bau. Wenn dann eine Mauer am Parkplatz bei meinem Gym einstürzt und höchstens ein paar Luxus 4x4’s beschädigt (zum Glück nicht unseren ...), dann ist das nicht viel mehr als ärgerlich. Ganz anders sah es neulich nach einem heftige Gewitterregen in einem der großen Slums aus. Dort war eine hohe Begrenzungsmauer eingestürzt und hatte zahlreiche der armseligen Behausungen unter sich begraben. Dreizehn Menschen kamen dabei ums Leben.

Am letzten Montag schien dann die ganz große Katastrophe geschehen zu sein. In der Innenstadt hatte es eine Explosion gegeben, und schnell verbreiteten sich wilde Gerüchte über die Zahl der Opfer, das Ausmaß der Schäden und vor allem über die Ursache. Erinnerungen an den furchtbaren Bombenanschlag auf die amerikanische Botschaft in Nairobi vor 10 Jahren wurden wach.
Im Laufe der nächsten Tage gab es dann etwas mehr Klarheit über das, was geschehen ist. Es war wohl tatsächlich ein Sprengstoffattentat, bei dem vermutlich der Attentäter selbst als einziger ums Leben kam. Doch von wem, mit welchem Motiv, gegen wen gerichtet, ist noch völlig unklar. Die Sache könnte mit der oben erwähnten "Mungiki" Problematik zusammen hängen. Oder vielleicht ist Kenia manchen zu US-freundlich und zu aktiv im Kampf gegen den internationalen Terrorismus? Oder geht es um interne Politik?

Was bedeutet all dies für uns? Einerseits sind wir natürlich sehr beunruhigt, über das was hier im Lande vorgeht. Insgesamt ist die politische Lage ziemlich unübersichtlich. Die irgendwann vor Ende des Jahres anstehenden Wahlen und der bereits eifrig betriebene Wahlkampf überschatten alles. Konsequentes und strategisch durchdachtes politisches Handeln bringt die Regierung derzeit nicht zustande. Und von der vermeintlich vereinigten Opposition, die intern jedoch heillos zerstritten ist und sich hauptsächlich mit der Kandidatenfrage beschäftigt, sind auch keine vernünftigen Vorschläge zu erwarten. Ob das nach den Wahlen so viel besser wird, ist fraglich.

Andererseits sind wir von den Ereignissen nur relativ peripher betroffen. Öffentliche Verkehrsmittel benutzen wir nicht, und in Slums haben wir eh nichts zu suchen. (dabei wird Armutstourismus angeblich immer beliebter ...). Allerdings sind wir uns bewusst, dass Orte, an denen es große Menschenansammlungen gibt, oder die vorwiegend von möglichen Zielgruppen (welche könnten das sein? ...) für Anschläge frequentiert werden, ein gewisses Risiko bergen. Aber unser normaler Bewegungsradius und Zeitplan bringen uns mit solchen Orten eigentlich sehr selten in Berührung.
Trotzdem sind wir natürlich wachsam.

Doch zurück zu erfreulicheren Themen. Wir haben beschlossen, am kommenden Wochenende mit der ganzen Familie zum Rugbyturnier nach Pembroke (ca. 2-3 Std. Fahrt von Nairobi) zu fahren, um die Jungs zu anzufeuern. Hoffentlich spielt das Wetter mit, und wir können einen Tag mit tollen sportlichen Aktionen, einem gemütlichen Picnic im Schatten der großen Bäume am Spielfeldrand und ein bisschen Klatsch und Tratsch mit anderen Eltern verbringen.
Bislang zeigt sich die eigentlich kühle und nasse Jahreszeit immer noch recht freundlich. Zwar ist der Himmel häufig wolkenüberzogen, alle paar Tage regnet es mehr oder weniger heftig, aber die Temperaturen sind doch noch recht angenehm.

Nächste Woche wird Kevin vorübergehend Einzelkind sein, während Lisa auf Klassenreise geht. Wegen erneut aufgetretener Wachstumsschmerzen in beiden Knien, die sich vor allem beim Treppen rauf und runter laufen bemerkbar machen, haben wir kurzfristig beschlossen, dass sie nicht mit auf den Mt. Kenia kraxeln wird, sondern den Alternativtrip auf eine Kamelfarm im Norden mitmacht. Das Programm dazu klingt interessant und verspricht viel Spaß und Unterhaltung – schlafen unter den Sternen, baden im Fluss, Kamelreiten, etc, etc.
Die Tour auf den Mt. Kenia kann sie dann, wenn sie noch will, im nächsten Jahr mit ihrer neuen Schule mitmachen.

Tja, und dann ist es auch schon fast Zeit die Koffer für den Heimaturlaub zu packen. Na gut, vorher stehen noch ein paar Termine im Kalender: Fritz und ich wollen zum Schulball gehen. Für die Abschlussklassen steigt die Woche drauf die traditionelle Fete – Lisa will dafür ein richtiges "Prom"-kleid (sprich: Abendkleid) haben !!! House Matches in Netball (Mädchen) und Fußball (Jungs) müssen noch gespielt werden, und Anfang Juli finden die Musical Aufführungen statt. Aber dann ist wirklich Schluss, und für uns geht bereits das dritte (!) Jahr in Nairobi zuende.

Wenn wir Ende August aus Deutschland zurückkehren wird einiges anders werden. Lisa geht nicht mehr auf die gleiche Schule wie Kevin und wird viel Zeit im Bus auf dem Weg quer durch die Stadt verbringen. Fritz und ich werden mit Sicherheit nicht weniger organisatorische Herausforderungen zu bewältigen haben als bisher schon. Immerhin folgt der Ferienplan von Lisas neuer Schule im wesentlichen dem gleichen Muster wie Peponi, und wir hoffen, so häufig wie möglich die Gelegenheit wahr nehmen zu können, die großartige Wildnis Ostafrikas zu erleben!

Liebe Grüße aus Kenia von

Inge & Fritz und Lisa & Kevin !!!!

Nachtrag – 17.07.2007

Gestern waren wir zum Rugby Turnier in Pembroke. Es war ein prima Ausflug, der am Ende durch den Turniersieg der U11 Mannschaft mit Kevin als super Kapitän gekrönt wurde. Das war seit langer, langer Zeit mal wieder ein richtig großer Erfolg im Rugby für Peponi. Entsprechend groß waren die Begeisterung und der Jubel über die tolle Leistung der Jungs!

Der Finaleinzug ist geschafft

Das angehängte Foto bezieht sich auf den Nachtrag im Rundbrief. Die Jungs haben gerade das Halbfinale gegen ihre Erzrivalen von der "Banda" Schule gewonnen! Danach waren dann dummerweise die Batterien der Camera leer und die mitgebrachten, frisch aufgeladenen (!) Akkus waren "platt" (und ich stinksauer ...).

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© 1999 Familie Kopsieker  |  Letzte Überarbeitung 17. Juni 2007